wien, texas 1985
acht uhr morgens: mein wecker brüllt, durch rote nebel taste ich an meine brille. noch bevor der verdammte wecker das zweigestrichene cis erreicht, schleudere ich denselben in die weckerecke. ich hasse diesen ton.
für einen moment ist es still, da erreicht mein linker finger schon die sensortaste der schwarzmetallic revox. ich mag quadrophonie.
die boxen heulen mit satten 120 watt auf, jimmies zähne blitzen in die saiten seiner strat.
meine füße berühren grund. kalte fliesen.
mit dem wasserfesten wondratschek unterm arm gehe ich unter die dusche. 6 grad celsius, meine behaarte große zehe stochert im schamhaarverlegten abfluss.
nach zehn minuten siebendüsigen bestrahltwerdens mit prickelndem hochquellwasser kann ich wolf auswendig. er ist meine kleine morgengymnastik.
die zahne klappern mir auf die gauloise, während ich mich mit einem frischen gillette slalom naßrasiere und aus den augenwinkeln musil lese, den mann ohne eigenschaften. das ist langweilig. im lacoste-bademantel stelle ich das kaffewasser auf.
paco-rabanne stinkt zum himmel, die eier wallen im messingtopf mein blick bohrt sich tief in irgendein skriptum. noch immer nicht ausgelastet telefoniere ich noch schnell mit meiner mutter. 2000 meilen übersee, es knackst in der leitung. es gibt nichts neues.
als george gruntz’s zunge das mundstück seines sax’s vögelt, stellen sich meine brustwarzen leise auf. gleich sind die eier halbweich (2 1/2 minuten). mein arsch fühlt sich samtig an.
ich stelle fest: man sollte faust nur zwei mal lesen.
die tuborg-dose ist richtig temperiert, ich sehe meine finger in die beschlagene oberflache gleiten.
es regnet nicht.
gegenüber, zweiter stock, schält sich die 32-jährige johanna aus den laken. sie weiß, daß ich ihr zusehe. meine linke hand sucht die krausen haare an der innenseite des oberschenkels. sie sieht und spürt das alles.
johanna schließt die gardinen, ich lade meine schreibmaschine durch.
jäh wie ein sommergewitter ergießen sich 20 gedichte über weiße blätter, die ich mit lichtgeschwindigkeit in die walze ziehe. eine zeitlose ekstase von fünf minuten.
johanna, dein freier, ziehe ich zu dir, dringe durch enge fensterritzen und in dich, wo sonst nur blicke sich suhlen, spielt meine zunge, wühlt sich in dich, von deinem giftgrünen geruch vollends entnervt. so laufe ich in sich ins atomare verkleinernden kreisen schlittschuh, blut pulst aus deiner halsschlagader wie samen aus meinem glied. jo, ich hänge mich an dich, erhänge mich an den steifgewordenen armen deiner ungestillten sehnsucht, welche die wärme meiner lenden um den bruchteil einer sekunde zu spät erreichten.
ein etwas lästiger orgasmus.
by laser & penz
Veröffentlicht in „tamtam“, Nr. 4, Innsbruck, September 1987
© Gert Lanser & Robert Neuschmid, 1985