„Eine Kamera, die nichts will, schießt ihre Bilder nicht, will die Motive nicht erwischen, will sie nicht festhalten, nicht einfangen. Vielmehr befragt sie das Licht – und bittet den Moment, kurz innezuhalten. Die Kamera öffnet sich, lässt Licht und Moment eintreten. So entsteht eine Bühne für eine Architektur, die Stimmungen trägt und evoziert, und auf diese Weise die Kulisse bildet, für schmales, wie für fettes Leben.

Ich fühle einen sanften Stich in der Brust beim sehnsuchtsvollen Blick auf die noch geschlossene Bar in Rijeka mit dem pittoresken Hintergrund des Mittelmeerhafens. Von dort unten wird wohl das Leben nach getaner Arbeit den Berg herauf sich drängen. Die fetten Arbeitsjacken über die dunklen Stühle hängen. Mit trockenem Mund auf den ersten kräftigen Schluck sich freuen. Diesen Platz erwecken. Wie jeden Abend? Seit jeher schon?“


Franz Josef Gaugg, März 2023

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Gert Lanser
„Exploring Heimat“

Seite 198