Eine Tür ist das früheste Kunstwerk, das mit dem Namen Joseph Beuys verbunden ist: die sogenannte „Pfingsttür“ im Südportal des Kölner Domes. Der junge Beuys hatte das erzbischöfliche Wappen als Mosaik mit neun goldenen Kugeln und einem Kreuz zu gestalten. Um dem schwarzen Kreuz etwas wie Sonnenhelle zu verleihen, holte er seinen Rasierspiegel und setzte ein Stück davon an den Schnittpunkt der Balken. Im Laufe der Jahre ist der Spiegel einmal verschwunden und durch einen schwarzen Stein ersetzt worden.

Noch eine Tür steht ganz am Anfang seines immensen Werkkatalogs: die „Verbrannte Holztür mit Hasenohren und Reiherschädel“, heute im Museum für moderne Kunst in Wien. Bei Experimenten mit Fett und Wachs hatte die Tür Feuer gefangen und die Flammen haben sie nahezu verkohlt. Beuys hat später zwei Hasenohren und einen Vogelskelettkopf daran gehängt, so steht sie jetzt im Museum und überlässt uns die Deutung. 

„Türen, also Öffnungen,…das hat mich immer interessiert“, sagte Beuys einmal. „Zu dem Übergang und Neubeginn habe ich eine große Beziehung.“ 

„Ich bin die Tür. Aber nicht zurück ins ‚alte Leben’.“

(aus: Hubert Gaisbauer, Gedanken für den Tag, Radio OE1, 25.05.2021)

Vienna, August 2018